Corona-Krise stellt Geflügelwirtschaft vor große Herausforderungen | Versorgung mit Eiern und Geflügelfleisch sicher, Verfügbarkeit von Arbeitskräften drängendes Thema
Berlin | 07.04.2020
Die Unternehmen der deutschen Geflügelwirtschaft haben in den vergangenen Wochen im Schulterschluss mit der gesamten Land- und Ernährungswirtschaft enorme Kraftanstrengungen unternommen, um die Versorgung der Menschen in Deutschland mit Geflügelfleisch und Eiern zu sichern. „Die deutsche Geflügelwirtschaft als systemrelevante Branche wird ihrem Versorgungsauftrag für Eier und Geflügelfleisch auch in der herausfordernden Corona-Situation in vollem Umfang gerecht“, sagt Friedrich-Otto Ripke, Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e. V. (ZDG). Die Nachfrage im Lebensmitteleinzelhandel sei in den vergangenen Wochen phasenweise erheblich gestiegen – es sei aber zu jeder Zeit gelungen, die Wünsche der Verbraucher zu erfüllen. „Auch zu Ostern bei traditionell starker Nachfrage nach Eiern gilt: Die Versorgung mit Eiern und Geflügelfleisch ist gesichert.“ Ein akut drängendes Thema bleibt jedoch die ausreichende Verfügbarkeit von Arbeitskräften für Eierpackstellen und Geflügelschlachtereien. Hier macht sich ZDG-Präsident Ripke beim Thema Freizügigkeit der Arbeitnehmer für ein koordiniertes Vorgehen auf EU-Ebene stark: „Unser Bekenntnis zu Europa gilt auch und gerade in Krisenzeiten. Wir müssen hier den Gemeinschaftsgedanken stärker leben und zu einem EU-weit gemeinschaftlichen Ansatz bei Regelungen für Berufspendler kommen.“
Branche
drängt auf Ausnahme von Quarantänepflicht für Berufspendler
Eine deutliche
Zuspitzung der ohnehin angespannten Situation befürchtet die Geflügelwirtschaft
für das anstehende Osterfest, wenn in deutschen Unternehmen angestellte
Berufspendler aus Polen, Tschechien oder Ungarn über die Feiertage zu ihren
Familien in die Heimat wollen – und womöglich nicht ohne Weiteres zurück nach
Deutschland dürfen, sollten die Heimatländer auf 14 Tage Quarantänepflicht
bestehen. „Unsere Unternehmen fürchten um wichtige Arbeitskräfte. Hier muss
Deutschland dem guten Beispiel von Österreich und Ungarn folgen und umgehend
mit Polen, Tschechien und Ungarn eine Ausnahme der Quarantänepflicht für
Berufspendler vereinbaren“, fordert Ripke mit Nachdruck eine zeitnahe,
konstruktive Lösung. „Hier ist Eile geboten!“ Denn sollten diese Arbeitskräfte nicht mehr verfügbar sein,
wäre die Produktion in Geflügelschlachtereien und Eierpackstellen nur unter
großen Schwierigkeiten weiter aufrechtzuerhalten. In einem gemeinsamen Europa
sind Menschen aus osteuropäischen Nachbarländern im Geflügelsektor seit Jahren
als Fachkräfte bewährt.
Ripke: Nach der akuten Krise in
detaillierte Systemanalyse eintreten
Insgesamt fühlt
sich die Geflügelwirtschaft in ihren Herausforderungen während der Corona-Rise
durch die deutsche Politik angemessen wahrgenommen, begleitet und unterstützt.
„Wir dürfen zufrieden sein mit dem, was uns die Bundes- und Landeskrisenstäbe ermöglicht haben“,
zieht Ripke eine vorsichtige erste Bilanz. In der Zeit nach der akuten
Corona-Krise werde die Branche in eine detaillierte Systemanalyse eintreten. „Wir
werden unsere Erfahrungen in und mit der Krise auswerten und mit Politik, Verbrauchern,
Lebensmitteleinzelhandel und Gastronomie besprechen müssen. Es wird auch für
uns heißen, Lehren aus dem Geschehen zu ziehen. Lebensmittel-Abhängigkeit von
Importen gilt es sicher zu vermeiden und Billigangebote aus Drittländern bergen
Risiken!“
„In unserer Branche ist jeder
Einzelne systemrelevant – wir sagen Danke!“
Das anstehende Osterfest nimmt ZDG-Präsident Ripke zum
Anlass, sich bei den vielen tausend engagierten Arbeitskräften der Branche für
ihren enormen Einsatz in den vergangenen Wochen zu bedanken: „In
einer systemrelevanten Branche ist jeder Einzelne mit seiner eigenen
Arbeitsleistung systemrelevant. Wir sagen Danke! Für die vielen Überstunden,
für den enormen Einsatz in den landwirtschaftlichen Betrieben, den
Eierpackstellen und Geflügelschlachtereien. Dass zu Ostern die Versorgung mit
Eiern und Geflügelfleisch gesichert ist, ist das Verdienst eines jeden einzelnen
Mitglieds in der Kette.“