„Deutsche Weihnachtsgans“? 85 Prozent des Gänsefleisches kommen aus dem Ausland – erzeugt zu fragwürdigen Bedingungen
Berlin | 13.12.2017
Weihnachtszeit ist Gänsezeit. Über 80 Prozent des in Deutschland verzehrten Gänsefleisches werden in den Monaten November und Dezember gekauft. Doch so traditionsreich die Martins- und Weihnachtsgans für deutsche Familien auch ist, so gering ist zugleich der Anteil der heimischen Erzeugung an der hierzulande verkauften Menge. Der Selbstversorgungsgrad ist sehr niedrig, schwankt im Schnitt der vergangenen Jahre zwischen knapp 14 und gut 19 Prozent. Dieser geringe Anteil deutscher Ware am Gesamtverbrauch hat vor allem eine tierschutzrechtliche Dimension: Denn während deutsche Gänse aus einer tiergerechten und naturnahen Haltung stammen, werden in anderen Ländern der EU vielfach tierschutzwidrige Praktiken wie das „Stopfen“ oder Lebendrupfen praktiziert. Das schlägt sich auch im Preis nieder, denn: Wird die Stopfleber zu Höchstpreisen vermarktet, können Gänsefleisch und Teilstücke aus der Stopfleberproduktion zu niedrigsten Preisen am Markt angeboten werden. So liegt der Preis für frische deutsche Gänse im Jahr 2017 bei rund 12 Euro je kg – ausländische TK-Ware hingegen wird bereits für 4,49 Euro je kg angeboten. Entsprechend fordern die deutschen Gänsehalter die deutliche Kennzeichnung von Gänsefleisch und von Federprodukten, die aus der Stopfleberproduktion und der Federgewinnung vom lebenden Tier stammen. „Nur so kann der aufgeklärte Verbraucher eine bewusste Kaufentscheidung treffen“, betont Lorenz Eskildsen, Vorsitzender des Bundesverbandes Bäuerliche Gänsehaltung (BBG). Und ergänzt: „Wer deutsche Waren kauft, ist auf der sicheren Seite: Deutsches Gänsefleisch stammt immer aus einer tiergerechten und naturnahen Haltung.“
Im Jahr 2016 haben deutschen Gänsehalter die „Standortoffensive Deutsche Gänsewirtschaft“ beschlossen – eine Selbstverpflichtung für eine nachhaltige und tiergerechte Erzeugung. Kernpunkte der Vereinbarung: Die Mitglieder des Bundesverbandes Bäuerliche Gänsehaltung (BBG) distanzieren sich in aller Deutlichkeit von tierschutzwidrigen Praktiken wie dem Stopfen von Gänsen zur Fettleberproduktion und der Federgewinnung vom lebenden Tier. Dieser vollständige Verzicht auf die in anderen Ländern häufig praktizierten Methoden gilt nicht allein für die landwirtschaftlichen Gänsehalter selbst, sondern ausdrücklich auch für die vor- und nachgelagerten Bereiche der Gänsezucht und der Federnindustrie. Die im BBG organisierten Hersteller von Bettwaren und anderen Federprodukten verzichten vollständig auf die Verwendung von Daunen und Federn aus der Federgewinnung vom lebenden Tier, explizit auch bei Importprodukten. „Als deutsche Gänsewirtschaft stehen wir für eine tiergerechte und naturnahe Gänsehaltung ein“, sagt Lorenz Eskildsen, Vorsitzender des Bundesverbandes Bäuerliche Gänsehaltung. „Für Menschen, die den Gänsen vermeidbares Leid oder Schäden zufügen, haben wir in unserer Gemeinschaft keinen Platz.“
Mit Blick auf den in Deutschland nach wie vor niedrigen Selbstversorgungsgrad fordert der BBG explizit auch die Unterstützung seitens der Politik ein. „Derzeit kann der Verbraucher nicht erkennen, ob das Gänsefleisch im Supermarkt oder die Daunenjacke im Sportgeschäft aus tiergerechter Haltung stammen“, weist Eskildsen auf eine gravierende Regelungslücke hin und fordert von der Politik, hier eine klare und verbraucherfreundliche Kennzeichnung auf den Weg zu bringen.
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Über den ZDGDer Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V. vertritt als berufsständische Dach- und Spitzenorganisation die Interessen der deutschen Geflügelwirtschaft auf Bundes- und EU-Ebene gegenüber politischen, amtlichen sowie berufsständischen Organisationen, der Öffentlichkeit und dem Ausland. Die rund 8.000 Mitglieder sind in Bundes- und Landes- verbänden organisiert. Die deutschen Gänsehalter sind im Bundesverband Bäuerliche Gänsehaltung e.V. organisiert.
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