Kein nationaler Alleingang in der Putenhaltung
Berlin | 27.10.2023
Die EU-Kommission hat der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) kürzlich ein Mandat zur Erarbeitung einer wissenschaftlichen Stellungnahme zur Putenhaltung erteilt. Dies wäre der erste Schritt hin zu rechtsverbindlichen Putenhaltungsstandards auf EU-Ebene. „Nun gibt es erst recht keinen plausiblen Grund mehr, diesen Entwicklungen mit einer nationalen ´Putenhaltungsverordnung` vorzugreifen“, äußert sich die Vorsitzende des Verbandes Deutscher Putenerzeuger e.V. (VDP), Bettina Gräfin von Spee.
„Seit 1999 arbeiten wir in der Putenhaltung auf Grundlage einer freiwilligen Haltungsvereinbarung, der sogenannten Puteneckwerte, die auch von den Behörden anerkannt werden.“ Diese Vereinbarung wurde im Zeitraum März 2011 bis November 2012, im Übrigen auch unter Beteiligung von Vertretern von Bund und mehreren Bundesländern, grundlegend überarbeitet. „Zeitnah wollen wir auf nationaler Ebene eine Gesprächsplattform einrichten. Bund und Länder habe ich hierbei bereits um Unterstützung gebeten“, führt Gräfin von Spee fort. „Auf inhaltlicher Grundlage unserer bewährten Haltungsvereinbarung und unter Berücksichtigung aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse sollten wir unsere eigenen Vorschläge erarbeiten, um diese dann nach Brüssel zu tragen.“
Der Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V. (ZDG), Friedrich-Otto Ripke, mahnt derweil eindringlich: „Die Auswirkungen eines nationalen Alleingangs in der Putenhaltung wären dramatisch.“ Würden die vom Bundeslandwirtschaftsministerium Ende 2022 in einem Eckpunktepapier herausgegebenen Vorschläge tatsächlich so umgesetzt, werden große Teile der Putenhaltung in Länder mit niedrigeren Standards abwandern. Die Berechnungen hierzu inklusive einer Folgenabschätzung liegen auf dem Tisch. „Was bitte hätte das dann mit einer Verbesserung des Tierwohls zu tun? Diese Frage will uns bis heute niemand beantworten“, so Ripke. „Wir brauchen hier dringend agrarpolitische Einsichten in die offensichtlichen Widersprüche und endlich wieder konsequente Realpolitik!“
Über den ZDG
Der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V. (ZDG) vertritt als berufsständische Dach- und Spitzenorganisation die Interessen der deutschen Geflügelwirtschaft auf Bundes- und EU-Ebene gegenüber politischen, amtlichen sowie berufsständischen Organisationen, der Öffentlichkeit und dem Ausland. Für die Geflügelfleischwirtschaft sind innerhalb des ZDG der Bundesverband der Geflügelschlachtereien e.V. (BVG), der Bundesverband bäuerlicher Hähnchenerzeuger e.V. (BVH) und der Verband Deutscher Putenerzeuger e.V. (VDP) organisiert. Insgesamt spricht der ZDG für rund 8.000 Mitglieder aus den angeschlossenen Bundes- und Landesverbänden.
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