Putenwirtschaft „erschüttert“ über Vorgehen Hessens: „Antrag bringt kein Plus an Tierwohl und setzt Zukunft der deutschen Putenhaltung aufs Spiel“
Berlin | 15.01.2020
Erschüttert zeigt sich die deutsche Putenwirtschaft über das
aktuelle Ansinnen Hessens, durch einen Kunstgriff im Bundesrat rechtsstaatliche
Prinzipien auszuhebeln. Hessens Landwirtschaftsministerin Priska Hinz will ihr
Ja zu einer seit langem überfälligen Regelung zur Schweinehaltung von der
Zustimmung der Länderkammer zu einer nationalen Putenhaltungsverordnung
abhängig machen – und diese damit quasi durch die Hintertür und ohne jede
Beteiligung der betroffenen Putenwirtschaft im Schnellverfahren durchdrücken. „Diese
Kopplung zweier völlig sachfremder Themen entbehrt jeglicher Logik und führt
unseren Rechtsstaat ad absurdum. Ich bin zutiefst erschüttert von diesem
Politikverständnis – hier werden Landwirte gegen Landwirte ausgespielt, und die
Putenhalter landen dabei auf dem Opfertisch“, fasst Thomas Storck, Vorsitzender
der Verbandes Deutscher Putenerzeuger e. V. (VDP) und Vizepräsident des
Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e. V. (ZDG), die tiefgehende Verärgerung
der deutschen Putenhalter zusammen. Der VDP fordert Ministerin Hinz auf, ihren
Antrag an den Bundesrat umgehend zurückzuziehen. „Wir verschließen uns einer
Diskussion über gesetzliche Regelungen nicht – wenngleich wir bei unserer
Position bleiben, dass es hier eine EU-weit geltende Regelung braucht, keinen
nationalen Alleingang“, betont der VDP-Vorsitzende Storck. „Aber für eine
breite gesellschaftliche Akzeptanz brauchen wir eine vernünftige Diskussion
unter Beteiligung aller relevanten Gruppen aus Tierschutz, Landwirtschaft und
Handel – nicht eine Klientelpolitik durch die Hintertür.“
Ministerin
Hinz untergräbt Ziele der Initiative Tierwohl – und nimmt Haltern Geld weg
Inhaltlich sieht Storck durch den Antrag Hessens die Existenz
der bäuerlichen Familienbetriebe der deutschen Putenwirtschaft massiv bedroht.
Mit ihrem Vorstoß untergräbt Ministerin Hinz die Ziele der Initiative Tierwohl
Geflügel (ITW), die es in den vergangenen fünf Jahren erfolgreich geschafft
hat, signifikante Verbesserungen beim Tierwohl in der Breite umzusetzen und
durch das Engagement des Lebensmitteleinzelhandels die Tierhalter für ihre
Mehraufwendungen für das Plus an Tierwohl zu entlohnen. De facto sind heute die
ITW-Kriterien Branchenstandard, auch die Besatzdichten von 53 kg/m² für
Putenhähne und 48 kg/m² für Putenhennen. Unverständlich am hessischen Vorstoß:
Ministerin Hinz orientiert sich bei den Besatzdichten mit je einem Kilo weniger
offenbar eng an den ITW-Vorgaben – und hebelt damit das erfolgreiche Programm
in seiner Wirkung aus. „Ein Plus an Tierwohl bringt das definitiv nicht, dafür
aber ein sattes Minus für unsere Putenhalter – denn für unsere zusätzlichen
Tierwohl-Aufwendungen sehen wir dann keinen Cent mehr“, hinterfragt Thomas
Storck den Sinn einer solchen Verordnung. „Eine wirtschaftliche Putenhaltung
ist so nicht mehr möglich. Es steht die Zukunft einer ganzen Branche auf dem Spiel.“
Ziel der
deutschen Putenwirtschaft bleibt europäische Putenhaltungsrichtlininie
So lobenswert das Interesse der Ministerin für Tierwohl und Putenhaltung auch sei – sehr viel sinnvoller könne sie ihr Engagement auf europäischer Ebene beweisen, um sich dort im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2020 für eine europäische Putenhaltungsrichtlinie stark zu machen, sagt VDP-Vorsitzender Storck: „Damit kann Ministerin Hinz ein echtes Plus an Tierwohl schaffen. Und dafür sorgen, dass die deutschen Putenhalter wettbewerbsfähig bleiben.“
Über den ZDG
Der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft
e. V. vertritt als berufsständische Dach- und Spitzenorganisation die
Interessen der deutschen Geflügelwirtschaft auf Bundes- und EU-Ebene gegenüber
politischen, amtlichen sowie berufsständischen Organisationen, der
Öffentlichkeit und dem Ausland. Die rund 8.000 Mitglieder sind in Bundes- und
Landesverbänden organisiert.
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